Plato bildet die Höhe der gesamten griechischen Geistesarbeit, indem in ihm ihre beiden Hauptrichtungen, das Erkenntnisverlangen und der Gestaltungstrieb, das wissenschaftliche und das künstlerische Streben, sich miteinander verbinden und durcheinander steigern. Seine Lebensanschauung hat den eigentümlichen Typus des griechischen Idealismus zu klarer Ausprägung gebracht. Mit der wunderbaren Zeichnung von Stimmungslagen wird Plato der erste philosophische Vertreter romantischer Denkart; tief zieht es ihn dabei in die Bewegungen des menschlichen Daseins hinein, das die reine Denkarbeit ihm verleiden möchte.
Dem entspricht ein anderes persönliches Verhalten des Philosophen zu den menschlichen Dingen, nun kann er nicht mehr aus ferner Höhe sie stolz und kühn behandeln. Vielmehr teilt er in tiefer Empfindung das gemeinsame Los; wie alles Gute hier seine Freude, so wird alles Böse sein Schmerz. So treibt es ihn zwingend zur Förderung des Guten, zur Niederkämpfung des Bösen. Der weltüberlegene Denker wird zum kühnen und leidenschaftlichen Reformator, er schmiedet eingreifende Pläne zur Verbesserung der menschlichen Lage und scheut dabei schroffste Umwälzung nicht, Wurde vorher eine Unterdrückung der Affekte geboten, so wird jetzt ein edler Zorn für unentbehrlich zum Handeln erklärt.
Hier erscheint der Denker als ein eifriger Streiter, den die Spannung des Kampfes freudig stimmt, um so mehr, da nach seiner Überzeugung die Gottheit mit ihm kämpft.